23.12.2024
Haustiere: beliebt wie noch nie
The splendid pet market

Mit der wachsenden Zahl an Katzen, Hunden und anderen Haustieren ist auch der Umsatz mit Tierprodukten in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen. Ein prächtiges Geschäft für alle Unternehmen, die sich weltweit auf dieses Segment spezialisiert haben.

Bertrand Beauté

Knapp zwei Millionen Katzen, 550’000 Hunde, 500’000 Nagetiere, 300’000 Vögel und unzählige Fische: Schweizerinnen und Schweizer haben offenbar ein grosses Faible für Haustiere. Nach den neuesten Zahlen der Animal Feed Society besitzt derzeit fast jeder zweite Haushalt ein Tier. Ein Anteil, der in den letzten Jahren stark zugenommen hat, besonders wenn es um Katzen und Hunde geht. Sie stehen zweifellos im Mittelpunkt des Interesses, und das auch in wirtschaftlicher Hinsicht. «Für Anleger gibt es am Markt für Haustiere nur Hunde und Katzen», erklärt Jack Neele, Portfoliomanager bei Robeco. «Andere Tiere spielen so gut wie keine Rolle.» Laut Identitas, dem Schweizer Spezialisten für Tierdaten, ist die Anzahl der im Land registrierten Katzen zwischen 2016 und 2024 um nahezu 150 Prozent gestiegen, bei Hunden lag das Plus in demselben Zeitraum bei 13 Prozent.

«Die Schweiz folgt dabei jedoch lediglich einem globalen Trend: Überall auf der Welt steigt die Anzahl der Haustiere», unterstreicht Christoph Wirtz, Portfoliomanager bei Rothschild & Co Wealth Management. In den letzten 20 Jahren verzeichnete der Sektor im Durchschnitt ein jährliches Wachstum von mehr als 5 Prozent – und dieser Trend dürfte weiter anhalten. Bloomberg Intelligence zufolge wird der Weltmarkt 2030 insgesamt 500 Mrd. Dollar erreichen, aktuell liegt er im Vergleich dazu bei 320 Mrd. Dollar.

Das liegt daran, dass das Angebot heute weit über Tiernahrung hinausgeht. Dieser Bereich machte nach Angaben der American Pet Products Association (APPA) bereits 2023 nur noch 44 Prozent des Markts, also weniger als die Hälfte, aus. Der diversifizierte Markt umfasst Spielzeug und immer mehr Hightech-Zubehör: vernetzte Katzentoiletten, implantierte Chips, smarte Fressnäpfe zur Kontrolle der Portionen oder Halsbänder, die mit Kameras und GPS-Trackern ausgerüstet sind. Zugleich ist auch die Tiergesundheit ein gewinnträchtiger Sektor, da die Nachfrage nach Tierarztbehandlungen, Pharmaprodukten und Versicherungen für Tiere immer mehr zunimmt. 

Eine Besonderheit des Markts für Haustierprodukte ist zudem, dass er sich als überaus robust erweist: «Sogar während der Wirtschaftskrise 2008/2009 verzeichnete dieser Sektor ein Wachstum», unterstreicht Jack Neele. «Man könnte erwarten, dass die Menschen in Zeiten einer Rezession bei den Ausgaben für Haustiere sparen, dies ist jedoch nicht der Fall. Sie gehen dann beispielsweise weniger häufig im Restaurant essen.» Die Coronakrise wiederum spülte dem Sektor viel Geld in die Kassen, denn während der Pandemie wollten immer mehr Menschen Haustiere adoptieren, was die Preise rasant in die Höhe steigen liess. Im Vereinigten Königreich verzeichneten laut Allianz Global Investors die Preise für Welpen der beliebtesten Rassen zwischen Juli 2019 und Juli 2020 ein Wachstum um mehr als 100 Prozent. «Aufgrund der Lockdowns verbrachten die Menschen viel mehr Zeit zu Hause, manche von ihnen auch ganz allein. Das hat dem Umsatz der Tierindustrie einen echten Auftrieb verliehen», bestätigt Christoph Wirtz.

In den USA geben 81 Prozent der Millennials zu, dass sie ihr Tier einem Familienmitglied vorziehen würden

Abgesehen von diesem Nebeneffekt der Pandemie gibt es noch mehrere andere, demografische Gründe, warum der Sektor sich über einen langen Zeitraum so gut entwickelte. Zunächst einmal besitzen jüngere Generationen, die weniger geneigt sind, Kinder zu bekommen, mehr Haustiere als ältere Altersgruppen. In den USA halten APPA zufolge 32 Prozent der Millennials (Generation Y) ein Haustier, bei der Generation X sind es 27 Prozent und bei den Babyboomern 24 Prozent. Unter den Millennials gibt es allerdings nicht nur zahlenmässig häufiger Tierhalter. Diese Generation hängt auch mehr an ihren Tieren. In den USA geben 81 Prozent zu, dass sie ihr Tier einem Familienmitglied vorziehen würden. In der Generation X sagen dies 76 Prozent, bei den Babyboomern 77 Prozent.

«Haustiere werden den Menschen immer mehr gleichgestellt, weshalb ihre Besitzer sie zunehmend als Familienmitglied ansehen. Für sie würden sie also alles geben: Sie pflegen sie wie ihre eigenen Kinder, geben ihnen das beste Futter für eine bessere Gesundheit und ein längeres Leben oder schenken ihnen auch Spielzeug», erläutert Christoph Wirtz. Laut einer Studie des Forschungsinstituts Ipsos von 2023 fühlen sich 97 Prozent der Franzosen eng mit ihrem Haustier verbunden, 68 Prozent sehen es sogar als vollwertiges Familienmitglied an. Aus diesem Grund gehen die jährlichen Ausgaben der Haushalte für ihre Vierbeiner rasant in die Höhe. Gemäss einer aktuellen Studie von Morgan Stanley vom Juli 2024 dürften diese Ausgaben in den USA bis 2026 auf insgesamt 1’445 Dollar pro Jahr und Tier und bis 2030 sogar auf insgesamt 1’733 Dollar ansteigen.

Dass die Bevölkerung altert, verstärkt noch dieses Phänomen. Denn ältere Menschen besitzen zwar weniger Haustiere als die jüngeren Generationen. Dafür geben sie aber viel mehr Geld für sie aus. In den USA zahlen die älteren Generationen, deren Kinder bereits erwachsen sind und die deshalb ein hohes verfügbares Einkommen besitzen, laut Allianz Global Investors fast 60 Prozent mehr für ihre Haustiere als die anderen Bevölkerungsgruppen.

Die USA sind zwar mit einem für 2024 von der APPA erwarteten Umsatz von 150,6 Mrd. Dollar im Vergleich zu 90,5 Mrd. Dollar im Jahr 2018 weiterhin der weltweit grösste Markt für Haustierprodukte. Es gibt jedoch auch neue Märkte wie insbesondere China, die die Umsätze in die Höhe treiben. Einem Artikel von Nikkei Asia zufolge besitzen mittlerweile 75 Millionen in der Stadt lebende Chinesen eine Katze oder einen Hund, wobei diese Zahl seit 2018 um 30 Prozent zugenommen hat. Und das ist noch nicht alles: Das chinesische Unternehmen iiMedia Research geht davon aus, dass der Haustiermarkt in der Volksrepublik 2028 insgesamt 161 Mrd. Dollar erreichen wird – ein Umsatzplus von nahezu 100 Prozent gegenüber dem Jahr 2023 mit seinerzeit 82,99 Mrd. Dollar. 

Anlegern bietet der Markt für Haustierprodukte also zahlreiche Anreize: «Er verfügt über einen guten Background, ist weitgehend resilient gegenüber Wirtschaftszyklen, und sämtliche Indikatoren weisen darauf hin, dass er in den kommenden Jahren weiter wachsen wird», sagt Jack Neele. Für die Schweiz ist diese Prognose erfreulich, da am Rande des Genfersees in Vevey einer der Branchenriesen seinen Sitz hat: Nestlé ist mit seinen zahlreichen Haustiermarken (insbesondere Purina, Gourmet, Friskies oder Felix) die weltweite Nummer eins für Hunde- und Katzennahrung – vor anderen Giganten wie General Mills, Mars Incorporated, Archer Daniels Midland (ADM), The J.M. Smucker Company und Colgate-Palmolive aus den USA.

Der Absatz von Biofutter, solchem ohne Zuckerzusatz oder von veganer Nahrung, der die höchsten Gewinnmargen bietet, wächst schnell

Für das Schweizer Unternehmen ist der Geschäftsbereich keineswegs eine Nische. Im Jahr 2023 verbuchte die Nestlé-Sparte «Produkte für Haustiere» 18,9 Mrd. Dollar, was 20,3 Prozent seines Gesamtumsatzes ausmachte. Im Vergleich dazu waren es 2013, also zehn Jahre zuvor, nur 12,3 Prozent gewesen. Alle Unternehmen im Bereich Tiernahrung profitieren zudem von der Premiumisierung des Angebots. Der Absatz von Biofutter, solchem ohne Zuckerzusatz oder von veganer Nahrung, der die höchsten Gewinnmargen bietet, wächst schnell, während der Marktanteil der klassischen Produkte zurückgeht.

Anleger, die am Markt für Haustierprodukte aktiv werden möchten, sind jedoch gut beraten, nicht unbedingt in Grossunternehmen zu investieren. «Tiernahrung ist ein riesiger Wachstumsmarkt. Die Branchenführer wie Nestlé sind jedoch auch in anderen Sektoren tätig. Die Haustiersparte stellt für sie nur etwa 20 Prozent ihres Umsatzes dar. Der Kurs ihrer Aktien wird deshalb vor allem durch andere Faktoren beeinflusst », erklärt Jack Neele. «Wenn man am Wachstum des Haustiermarkts partizipieren möchte, sollte man also lieber in Pure Player investieren.» Derartige Unternehmen, die ihre Produkte ausschliesslich online anbieten, gibt es vor allem im Gesundheitsbereich, insbesondere in der Pharma- und Medtech-Sparte.

DER RICHTIGE ZEITPUNKT ZUM INVESTIEREN
«Wir konzentrieren uns auf die Tiergesundheit, unserer Meinung nach eine sehr gute Investition», fährt Jack Neele fort. Wie Zoetis und Idexx Laboratories aus den USA scheinen einige unbekanntere Anbieter besonders attraktiv zu sein. «Der Markt für Tiergesundheit ist für Big Pharma wie Novartis oder Roche zu klein, für neue Akteure auch zu komplex», erklärt Christoph Wirtz. Das Ergebnis: «Einige wenige Akteure wie Idexx – das Unternehmen besitzt fast 60 Prozent Marktanteile bei Tierdiagnosen – dominieren den Sektor mit guten Wachstumsperspektiven und einer geringen Wahrscheinlichkeit, dass Konkurrenten ihnen Marktanteile abnehmen.» 

Ein weiterer Pluspunkt besteht darin, dass die Entwicklung von Tierarzneimitteln aufgrund weniger strenger Vorschriften schneller und kostengünstiger ist als die Entwicklung von Medikamenten für den Menschen. «Die Markteinführung eines Arzneimittels für Tiere dauert drei bis fünf Jahre und kostet rund 100 Mio. Dollar, bei Medikamenten für Menschen sind es rund zehn Jahre und mehrere Mrd. Dollar», führt Christoph Wirtz fort. Zudem sei das Risiko, dass klinische Studien scheiterten, im Bereich Tiergesundheit deutlich kleiner.

«Wir fokussieren uns auf Tiergesundheit, unserer Meinung nach eine sehr gute Investition»

Jack Neele, Portfoliomanager bei Robeco

Laut Jack Neele ist das Wettbewerbsumfeld gut, um in dieses abschliessen, werden sie mit ihren Lieblingen auch eher zum
Tierarzt gehen», unterstreicht Jack Neele. «Das umfassende Wachstum dieses Sektors wird also auch den Umsatz der Spezialisten für Tiergesundheit in die Höhe treiben.»

Am Horizont könnte jedoch eine Gefahr lauern. Denn Hunde und Katzen schaden der biologischen Artenvielfalt und der Umwelt, weshalb in bestimmten Regionen die Freiheit dieser Tiere und somit ihrer Besitzer eingeschränkt wurde. Australien hat für Katzen beispielsweise eine Sperrstunde erlassen. Und andere Länder denken darüber nach, Steuern auf jedwede Art von Haustieren zu erheben – so wie hierzulande die Hundesteuer. Mit solchen Dingen befasst man sich zunehmend auch in den USA und in Europa.

Könnte dies den Haustiermarkt beeinträchtigen? «In einer Zeit, in der die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt steht, ist dies eine besonders komplexe Frage», sagt Jack Neele. «Der Besitz eines Haustiers mag vielleicht der Umwelt schaden, hat jedoch auch positive Auswirkungen. Wissenschaftliche Studien zeigen beispielsweise, dass Tierbesitzer gesünder sind als Menschen, die kein Haustier haben. Denn sie verbringen im Schnitt mehr Zeit im Freien, zum Beispiel beim Gassigehen mit dem Hund.»

 

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