Von Stefan KIRSCH
Veröffentlicht am Wed, 04/16/2025 - 00:00
Der Bergbaukonzern Rio Tinto hat im ersten Quartal nur begrenzte Auswirkungen auf seine Rohstoffe von neuen Zöllen gespürt, die US-Präsident Donald Trump auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängt hat. "Es ist jedoch ungewiss, wie sich die Zölle in Zukunft auf die Rohstoffmärkte auswirken werden", teilte das Unternehmen mit. Rio Tinto ist der grösste ausländische Lieferant von Aluminium in die USA, vor allem aus Schmelzhütten, die es im benachbarten Kanada betreibt. Das Unternehmen hat bereits früher erklärt, dass es Notfallpläne für den Verkauf von Aluminium in andere Märkte, wie zum Beispiel Europa, hat. Wie der Konzern weiter mitteilte, werden die Eisenerzlieferungen aus Rio Tintos riesigen australischen Bergbaubetrieben in diesem Jahr nach den Unterbrechungen durch vier Wirbelstürme in den vergangenen Monaten wahrscheinlich am unteren Ende der Schätzungen des Bergbauunternehmens liegen.
Am schweizerischen Aktienmarkt ist die Stimmung auch am Dienstag meist gut gewesen. Über dem Markt schwebte zwar weiter der Zollstreit der USA mit dem Rest der Welt, doch blieben weitere schlechte Nachrichten zunächst aus. Der SMI gewann 1 Prozent auf 11.610 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 15 Kursgewinner und fünf -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 23,25 (zuvor: 25,43) Millionen Aktien. Gefragt waren abermals Konjunkturzykliker wie ABB (+1%), Geberit (+2,2%) oder Holcim (+3,1%). Bei Sika (+0,4%) bremsten die Umsatzzahlen des ersten Quartals, die "nur" im Rahmen der Erwartungen ausgefallen waren. Auch Versicherer wurden rege nachgefragt. Swiss Life und Zurich stiegen um 2,4 und 2,5 Prozent. Das Minus von 1,5 Prozent bei Swiss Re war dem Dividendenabschlag von 7,35 US-Dollar geschuldet. Auch die Aktie der UBS (-1,1%) wurde "ex" gehandelt. Die Aktionäre der Bank erhalten eine Dividende von 0,90 US-Dollar je Aktie. Enttäuschende Geschäftszahlen des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH lasteten auf der Aktie von Richemont, die um 0,9 Prozent nachgab. Swatch verbilligten sich um 0,5 Prozent. Bei Logitech ging es nach der kräftigen Erholung des Vortags nun um 1,7 Prozent abwärts. Logitech hatten am Montag davon profitiert, dass US-Präsident Donald Trump Elektronikprodukte zunächst von den Strafzöllen ausnehmen wollte.
Europa
An den europäischen Aktienmärkten ist es am Dienstag weiter nach oben gegangen. Damit dauerte die Erholungsbewegung an, bleiben doch momentan die jüngst belastenden Hiobsbotschaften aus dem globalen Handelskonflikt aus. Der DAX stieg um 1,4 Prozent auf 21.254 Punkte - getrieben von den Autoaktien, deren europäischer Branchenindex um 2,0 Prozent zulegte. Der Euro-Stoxx-50 rückte lediglich um 1,2 Prozent auf 4.970 Punkte vor - ausgebremst auch von der Pariser Börse. Dort legte der CAC-40 nur um 0,9 Prozent zu nach schwachen Geschäftszahlen von LVMH, die Aktie stürzte um 7,8 Prozent ab. Der französische Luxusgüterhersteller legte noch schwächer als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen vor. Die LVMH-Zahlen für das erste Quartal liefern nach Einschätzung von Analysten der Deutschen Bank einen negativen Vergleichswert für die Konkurrenz im Luxusgütersegment. Der französische Konzern erzielte in diesem Zeitraum einen Umsatz von 20,31 Milliarden Euro, was einem organischen Rückgang von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht und die Prognosen der Analysten verfehlt. Die Gruppe stellte fest, dass die chinesische Nachfrage die grösste Belastung darstelle. In der Schweiz fielen Richemont um 0,9 Prozent, in Paris gaben Kering 5,2 Prozent ab und Dior 8,3. Der Schwäche entziehen konnten sich Puma, sie legten nach einer Kaufempfehlung von Berenberg 1,4 Prozent zu. Gefragt waren dagegen Autotitel: "Die Zölle bleiben das zentrale Thema an den Börsen", sagte Vermögensverwalter Thomas Altmann von QC Partners. US-Präsident Donald Trump hatte einige kurzfristige Ausnahmen von den 25-Prozent-Zöllen auf Fahrzeugimporte angekündigt. "Ich schaue nach Möglichkeiten, um einigen der Autohersteller zu helfen", sagte er, ohne das näher auszuführen. Stellantis zogen um 6,6 Prozent an, Renault um 1,9 Prozent und Valeo um 6,9 Prozent.
USA
Zurückhaltung hat den Handel an der Wall Street am Dienstag geprägt. Beobachter verwiesen auf den ungewissen Ausgang des Zollstreits. Eine weitere Eskalation blieb zunächst aus, was zur Stabilisierung der Börsen ebenso beigetragen haben dürfte wie überzeugende Zahlen aus dem Bankensektor. Der Dow-Jones-Index sank um 0,4 Prozent auf 40.369 Punkte. Der S&P-500 gab um 0,2 Prozent, der Nasdaq-Composite schloss kaum verändert. An der Nyse wurden vorläufigen Angaben zufolge 1.546 (Montag: 2.231) Kursgewinner gezählt, denen 1.230 (568) -verlierer gegenüber standen. Unverändert schlossen 42 (39) Titel. In der laufenden Berichtssaison standen erneut die Banken im Fokus. Die Citigroup hat im ersten Quartal 2025 einen Anstieg bei Gewinn und Umsatz gemeldet und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen - unter anderem dank der Marktschwankungen, die zu höheren Gebühren im Handelsgeschäft führten. Das verhalf der Aktie zu einem Plus von 1,7 Prozent. Der Pharmakonzern Johnson & Johnson (-0,5%) hat im ersten Quartal besser abgeschnitten als erwartet, die Jahresziele jedoch nur bestätigt, um neben Währungseinflüssen und Zukäufen auch etwaigen Belastungen durch Strafzölle Rechnung zu tragen. Beobachter verwiesen jedoch auf die breite Aufstellung des Unternehmens, das dadurch gegen einen Abschwung besser geschützt sein dürfte als andere Branchenvertreter. Die Aussicht auf höhere Zölle für die Branche, die Präsident Trump schon in der vergangenen Woche ins Spiel brachte, belastete derweil andere Pharmawerte. So verloren Moderna 2 Prozent und Zimmer Biomet 4,6 Prozent. Netflix rückten um 4,8 Prozent vor. Der Streaminganbieter habe es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts seine Marktkapitalisierung auf 1 Billion Dollar zu steigern, berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Personen.
Asien
Die asiatischen Märkte geben am Mittwoch im Mittagshandel deutlich nach. Besonders die chinesischen Börsen sind zurück auf Talfahrt: Obwohl neue Wirtschaftsdaten besser ausgefallen sind als erwartet, verliert der Hangseng in Hongkong 2,5 Prozent. In Japan fällt der Nikkei-225 um 0,9 Prozent, in Südkorea gibt der Kospi um 0,6 Prozent nach.In China hat sich das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal zwar unerwartet stark auf 5,4 Prozent beschleunigt. Das lag allerdings an Sondereffekten: Im Vorgriff auf die Zölle haben vor allem die USA grosse Mengen an chinesischen Produkten importiert.
Obligationen
Auf dem US-Anleihemarkt verzeichneten die Staatsanleihen nach der deutlichen Erholung vom Montag eine anhaltende Stärke. In der Folge sank die Rendite der zehnjährigen Benchmark-Note, die sich entgegengesetzt zu ihrem Kurs bewegt, um 4,1 Basispunkte auf 4,323 %.
Analyse
UBS senkt LVMH-Ziel auf 569 (650) EUR – Neutral
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Goldman Sachs senkt DHL-Ziel auf 48 (52) EUR/Buy – Händler