Von Stefan KIRSCH
Veröffentlicht am Tue, 04/08/2025 - 00:00
Apple plant, mehr iPhones aus Indien in die USA zu schicken, um die hohen Kosten der China-Zölle auszugleichen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Dies sei eine kurzfristige Notlösung für den US-Konzern, während Apple versuche, eine Befreiung von den von US-Präsident Trump verhängten Zöllen zu erhalten - die CEO Tim Cook während der ersten Trump-Administration erwirkt hatte. Apple betrachte die Situation als zu unsicher, um langfristige Investitionen in seine Lieferkette zu gefährden, sagten die Personen. Trumps Zollpaket erhöht die Abgaben auf chinesische Waren auf mindestens 54 Prozent und erhebt auf indische Waren 26 Prozent. Trump drohte, die Zölle gegen China weiter zu erhöhen, sollte das Land die Vergeltungszölle nicht zurücknehmen, die es nach der Bekanntgabe der US-Zollpläne am 2. April angekündigt hatte. Eine Verlagerung der iPhone-Produktion in Apples Heimatland kommt laut Analysten und Zulieferern nicht in Frage, da die Kosten einer Produktion in den USA weit über die Zahlung des Zolls hinausgehen würden.
Zu Beginn der neuen Woche hat sich die Talfahrt am schweizerischen Aktienmarkt fortgesetzt. Nach einer kurzen Zwischenerholung ging es mit dem SMI wieder rasant abwärts. Der Index verlor 5,2 Prozent auf 11.047 Punkte. Alle 20 SMI-Werte schlossen im Minus. Umgesetzt wurden 69,44 (zuvor: 51,03) Millionen Aktien. An der Spitze der Verlierer lag die Aktie von Partners Group, die um 9,7 Prozent absackte. Unter den alternativen Vermögensverwaltern sei die Partners Group indirekt mit am stärksten von den US-Zöllen betroffen, hatten die Analysten der UBS in einer Studie festgestellt. Zweitschwächster Wert waren Givaudan mit einem Minus von 8,2 Prozent. Anleger trennten sich auch von den Schwergewichten Nestle (-4,3%), Novartis (-5,3%) und Roche (-6%).
Europa
Nach einem dramatischen Handelsverlauf mit panikartigen Verkäufen zu Handelsbeginn und einer Erholung im Handelsverlauf haben die europäischen Aktienmärkte am Montag mit erneuten kräftigen Verlusten geschlossen. Der DAX verlor 4,3 Prozent auf 19.790 Punkte, schloss damit aber weit über dem Tagestief. Er war im frühen Geschäft um über 10 Prozent abgestürzt. Für den Euro-Stoxx-50 ging es um 4,6 Prozent auf 4.656 nach unten. Weiter sass den Börsianern die Angst im Nacken, dass das von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Zollchaos die Welt in eine Rezession stürzen könnte. Unternehmensnachrichten gingen weitgehend unter. Der Zwischenbericht von Shell für das erste Quartal bestätigte laut den Analysten von Jefferies ihre Einschätzung, dass die Konsensgewinnschätzung zu hoch sein dürfte. Der Kurs gab um 4,5 Prozent nach. Für die Qiagen-Aktie ging um 2,3 Prozent nach oben. Das Unternehmen wuchs im ersten Quartal dank anhaltend hoher Nachfrage nach Tuberkulose-Bluttests und einem Testsystem stärker als erwartet. Der Diagnostikspezialist und Labordienstleister hob darauf seine Jahresprognose an. Neben Qiagen schlossen im DAX nur Commerzbank (+0,8%) im Plus.
USA
Nach erneut heftigen Kursverlusten zu Handelsbeginn haben die US-Börsen am Montag im Verlauf Boden gutgemacht. Zeitweise drangen alle Indizes sogar in positives Terrain vor, nachdem Kevin Hassett, Direktor des National Economic Council gesagt hatte, US-Präsident Donald Trump erwäge einen 90-tägigen Aufschub der in der vergangenen Woche verkündeten Strafzölle. Dies wurde rasch vom Weissen Haus als "Fake News" zurückgewiesen, gleichwohl verringerten die Indizes ihr Minus drastisch. Zumal auf Seiten der USA wohl doch Verhandlungsbereitschaft besteht. Denn später teilte US-Finanzminister Scott Bessent mit, dass der Präsident ihn gebeten habe, mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shigeru Ishiba zu verhandeln. Der Dow-Jones-Index schloss 0,9 Prozent niedriger bei 37.966 Punkten. Der S&P-500 gab 0,2 Prozent ab. Die Nasdaq-Indizes schlossen knapp im Plus. Sie profitierten davon, dass Anleger die jüngsten heftigen Verluste im Technologiesektor zum Wiedereinstieg nutzten. An der Nyse wurden 540 (Freitag: 252) Kursgewinner gesehen. Ihnen standen 2.293 (2.585) Verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 19 (19) Titel. Unter den prominenten Einzelwerten fielen Apple um weitere 3,7 Prozent. Ein Grossteil der Apple-Produkte wird in China hergestellt, das am Freitag auf Trumps Strafzölle mit Gegenzöllen reagierte. Nvidia erholten sich um 3,5 Prozent. Eli Lilly kamen um 2 Prozent zurück. Sie litten zusätzlich darunter, dass die US-Regierung mitgeteilt hatte, dass Medicare und Medicaid die Kostenübernahme für Medikamente gegen Fettleibigkeit nicht erweitern werden. Gegen die negative Tendenz des Markts machten US Steel einen Satz von 16,2 Prozent. Präsident Trump lässt die geplante Fusion mit der japanischen Nippon Steel überprüfen. Sein Vorgänger Joe Biden hatte den Zusammenschluss im Januar untersagt.
Asien
Die ostasiatischen Börsen sind am Dienstag nach dem Kursdebakel vom Vortag auf Erholungskurs. In dieser unübersichtlichen Gemengelage macht der Tokioter Nikkei-225-Index einen Satz um 5 Prozent auf 32.703 Punkte, nachdem er am Montag um fast 8 Prozent eingebrochen war. Seoul erholt sich lediglich um 0,5 Prozent von dem dortigen 5,6-prozentigen Rückschlag. In Sydney geht es um 1,9 Prozent nach oben. Sehr mau fällt mit der neuerlichen Zolldrohung Trumps die Gegenbewegung an den chinesischen Börsen aus, wo es am Montag um 7,3 Prozent (Schanghai) bzw. über 13 Prozent (Hongkong) in die Tiefe gegangen war. In Hongkong war es das grösste Tagesminus seit 1997 gewesen. Der Schanghai-Composite steigt um 0,9 Prozent, der HSI in Hongkong macht lediglich 1,6 Prozent gut.
Obligationen
US-Anleihen, die zuletzt stark von ihrem Ruf als sicherer Hafen profitierten und deren Kurse entsprechend gestiegen waren, gaben zu Wochenbeginn nach. Die US-Zehnjahresrendite stieg um 15 Basispunkte auf 4,14 Prozent.
Analyse
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