Von Nadine PEREIRA
Veröffentlicht am Thu, 04/03/2025 - 00:00
Nach den von US-Präsident Donald Trump verhängten Zöllen und der Ankündigung von Gegenmaßnahmen durch China und die EU ist nach Einschätzung von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, der Handelskrieg bereits in vollem Gang. "Die Weltwirtschaft könnte schweren Schaden nehmen, dies betrifft auch die USA selbst", schreibt er in einem Kommentar. Die Inflationsraten werden nach seiner Einschätzung steigen, da viele Konsumwaren aufgrund der Einfuhrgebühren im Preis steigen würden. "Damit kommt es zu einem schweren Spagat für die US-Notenbank. Einerseits dürften aufgrund der Zölle die Inflationsraten zulegen, andererseits droht die US-Wirtschaft selbst unter der Zoll-Last empfindlich abzukühlen", erläutert der Ökonom.
Vor den mit Spannung erwarteten Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump ist es am Mittwoch am schweizerischen Aktienmarkt nach unten gegangen. Der SMI reduzierte sich um 0,8 Prozent auf 12.588 Punkte. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 15 Kursverlierer und fünf -gewinner gegenüber. Umgesetzt wurden 19,14 (zuvor: 23,5) Millionen Aktien. Mit Roche (-1,9%) und Lonza (-1,8%) standen die Pharmawerte unter Druck. Der US-Absatzmarkt sei für den Sektor von sehr hoher Bedeutung - entsprechend hoch sei die Nervosität vor den Zoll-Ankündigungen gewesen, hiess es im Handel. Richemont (-0,2%) und Swatch (-1,7%) sehen sich nach Einschätzung von Vontobel in den USA, dem wichtigsten Wachstumstreiber der vergangenen Jahre, einer sich verschlechternden Verbraucherstimmung gegenüber. In den vergangenen fünf Jahren sei fast die Hälfte der Schweizer Uhrenexporte auf die USA entfallen. Die nachlassende Nachfrage nach hochwertigen Gütern in Verbindung mit der sich verschlechternden Verbraucherstimmung führe zu einem weniger günstigen Ausblick. Vontobel hat für Richemont und Swatch die Kursziele gesenkt und stuft beide Aktien mit "Hold" ein.
Europa
Die europäischen Aktienmärkte haben am Mittwoch nach volatilem Verlauf mit Verlusten geschlossen. Der DAX gab 0,7 Prozent auf 22.391 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 schloss 0,3 Prozent auf 5.304 tiefer. Mit 1,0860 Dollar zog der Euro kräftig an, an den Anleihemärkten ging es mit den Renditen gegen Börsenschluss nach oben. Mit Blick auf die Unternehmen war die Nachrichtenlage sehr dünn. In Italien kann die Unicredit (-1%) nun das Übernahmeangebot für den heimischen Rivalen BPM (+0,2%) starten. Wie die italienische Bank mitteilte, hat die Finanzmarktaufsicht Consob das Angebotsdokument genehmigt. Unicredit will BPM für gut 10 Milliarden Euro übernehmen. BPM hat das Angebot mit der Begründung zurückgewiesen, das Unternehmen werde unterbewertet. Derweil hält die Credit Agricole (+0,2%) derzeit 9,9 Prozent an BPM über Finanzinstrumente. Die Bank will die Optionen ausüben und damit ihren Anteil auf 19,8 Prozent erhöhen. Credit Agricole hatte deutlich gemacht, dass sie kein Übernahmeangebot für BPM plane. Derweil konnte sich Nordex (+3,3%) zwei Aufträge über insgesamt 750 Megawatt (MW) von einem Windenergieprojektentwickler aus der Türkei sichern. Der Windkraftanlagenhersteller wird ab Mitte kommenden Jahres 108 Turbinen für zwei Windprojekte liefern und installieren. Die Fertigstellung der Windparks ist für 2027 geplant. Nach einer Verkaufsempfehlung durch Quirin brachen Norma um 7,4 Prozent ein. Svitzer haussierten an der Börse Kopenhagen mit Aufschlägen von 30,2 Prozent auf 281,75 Kronen. APMH Invest, die Holdinggesellschaft der Maersk-Familie, die zugleich grösster Aktionär von Moller-Maersk ist, hat ein Gebot für alle im Umlauf befindlichen Aktien von Svitzer abgegeben.
USA
Die Indizes an der Wall Street haben am Mittwoch im Vorfeld der Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump zugelegt. Erst nach Börsenschluss hat Trump Details zu den zahlreichen Zollerhöhungen bekanntgegeben. Die Erhöhungen sollen sofort in Kraft treten, wie es aus dem Weissen Haus hiess. Strafzölle von 25 Prozent auf Autos und Autoteile, die nicht in den USA hergestellt wurden, wurden bereits vergangene Woche angekündigt und gelten schon ab dem heutigen Mittwoch. Die Tesla-Aktie drehte nach anfänglichen Verlusten infolge schwacher Absatzzahlen im Verlauf kräftig ins Plus und gewann 5,3 Prozent. Auslöser war ein Bericht, wonach US-Präsident Trump seinem engsten Kreis angekündigt haben soll, dass Elon Musk in den kommenden Wochen von seiner derzeitigen Rolle als Regierungspartner zurücktreten wird. Dies berichtete das Magazin Politico unter Berufung auf drei mit dem Vorgang vertraute Personen. Trump und Musk hätten in den vergangenen Tagen beschlossen, dass es für Musk bald an der Zeit sein dürfte, zu seinen Unternehmen zurückzukehren und eine unterstützende Rolle zu übernehmen. Der Dow-Jones-Index erhöhte sich um 0,6 Prozent auf 42.225 Punkte. Der S&P-500 legte um 0,7 Prozent zu und für den Nasdaq-Composite ging es 0,9 Prozent nach oben. Die Zahl der Kursgewinner an der Nyse betrug nach vorläufigen Angaben 1.865 (Dienstag: 1.726), die der -verlierer 910 (1.026). Unverändert schlossen 58 (86) Titel. Negativ wurden die Absatzzahlen von Rivian aufgenommen. Der Konzern hat weniger Fahrzeuge ausgeliefert als erwartet, die Jahresprognose aber bekräftigt. Die Aktie fiel um 6,0 Prozent.
Asien
Nachdem US-Präsident Donald Trump neue Importzölle gegen alle Länder verkündet hat, mit denen die USA Handel treiben, geht es an den Aktienmärkten in Ostasien und in Australien am Donnerstag kräftig abwärts. Am stärksten fällt die negative Reaktion in Tokio aus. Der Nikkei-225-Leitindex verliert 3,0 Prozent auf 34.653 Punkte. Hier wird der Druck auf die Kurse dadurch verstärkt, dass der Yen kräftig aufwertet im Zuge einer breiten Dollarschwäche mit den befürchtet negativen Folgen für die US-Konjunktur durch die Zölle. Das verteuert Exporte Japans auf Dollarbasis zusätzlich.
Obligationen
Am US-Anleihemarkt erholten sich die Renditen am Mittwoch etwas von den jüngsten deutlichen Abgaben. Die Rendite zehnjähriger Papiere gewann 4,0 Basispunkte auf 4,20 Prozent.
Analyse
UBS erhöht Totalenergies auf 65 (64) EUR/Buy – Händler
HSBC erhöht Shell auf 3.130 (3.125) p – Buy
HSBC senkt Continental auf 69 (70) EUR – Hold
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