Von Ludovica SCOTTO DI PERTA
Veröffentlicht am Tue, 01/28/2025 - 00:00
Ungemach für den Technologiesektor kommt aus China, wo ein Startup-Unternehmen den US-Platzhirschen der KI-Branche Konkurrenz machen könnte. Das neue chinesische KI-Programmwerkzeug DeepSeek schaffte es im App-Store von Apple auf Position eins und bedroht damit die Dominanz der US-Unternehmen im Sektor. DeepSeek hatte einen freien Assistenten am 20. Januar eingeführt und konkurriert damit nun direkt mit ChatGPT von Microsoft-Kooperationspartner OpenAI und anderen. Das Programm aus China ist letztlich kostengünstiger und kommt mit weniger fortgeschrittenen Halbleitern und einem geringeren Datenumfang aus. Der rasche Erfolg von DeepSeek stellt langjährige Annahmen in Frage, dass KI enorm hohe Investitionen von Unternehmen erfordert und US-Unternehmen bei der Entwicklung eine führende Rolle einnehmen. Die Fortschritte von DeepSeek im Bereich KI haben am Markt Sorgen über die wachsende Nachfrage nach Rechenleistung ausgelöst, wie die Analysten von Jefferies feststellen. Die Stimmung für Halbleiteraktien mit KI-Bezug leide unter der Nachricht, dass das chinesische KI-Unternehmen ein Open-Source-Modell für wichtige Sprachen entwickelt habe, das die Leistung des Flaggschiffmodells von OpenAI erreiche, allerdings nur einen Bruchteil der Rechenleistung benötige, resümieren die Analysten.
Mit einem kräftigen Plus hat der schweizerische Aktienmarkt zu Wochenbeginn den Handel beendet. Der SMI erhöhte sich um 1,1 Prozent auf 12.417 Punkte. Unter den 20 SMI-Werten standen sich 15 Kursgewinner und fünf -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 25,56 (zuvor: 20,69) Millionen Aktien. Die Aktien von Nestlé, Roche und Novartis gehörten mit Aufschlägen von bis zu 3,9 Prozent zu den grössten Gewinnern im SMI. Roche und Novartis werden im Wochenverlauf ihre Geschäftszahlen für 2024 vorlegen. Tagesgewinner waren die Aktien von Givaudan, für die es um 5,7 Prozent nach oben ging. Die Aktien von SGS sprangen um 4,7 Prozent nach oben. Das Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsunternehmen und Bureau Veritas haben ihre Gespräche über eine mögliche Fusion beendet. Die Unternehmen teilten mit, dass die Gespräche nicht zu einer Einigung geführt hätten. Die Vontobel-Analysten glauben, dass in einem eigenständigen Szenario durch die Umsetzung der Strategie 2027 von SGS ein attraktiver Aktionärswert freigesetzt werden könne, anstatt einen langwierigen und kostspieligen Integrationsprozess der Fusion zu durchlaufen. Die Umsetzung der Strategie 2027 mit Fokus auf organisches Wachstum, gezielte M&A-Aktivitäten und betriebliche Effizienz sei auf einem guten Weg.
Europa
Die europäischen Börsen sind mit Abgaben in die neue Woche gestartet. Der DAX verlor 0,5 Prozent auf 21.282 Punkte, der Euro-Stoxx-50 schloss 0,6 Prozent tiefer bei 5.188 Zählern. Schwächster Sektor waren Technologiewerte mit Minus 3,4 Prozent. Das chinesische Startup DeepSeek hat mit R1 ein neues KI-Modell entwickelt. ASML als Schwergewicht der Branche schlossen 7 Prozent im Minus. Im DAX verloren Siemens 3,4 und Infineon 1,9 Prozent. Nachdem Siemens Energy zuletzt vom KI-Hype nach oben gepusht worden waren, ging es hier gleich um 20 Prozent nach unten. BASF schlossen nach Zahlenausweis 0,2 Prozent leichter. Gegen den schwachen Gesamtmarkt kräftig nach oben ging es für Universal Music Group. Die Aktien sprangen in Amsterdam um 7,4 Prozent nach oben. Auslöser war der Abschluss eines Mehrjahresvertrages mit Spotify für das Musik-Streaming. Für Stabilus ging es nach Zahlenvorlage um 4,8 Prozent nach oben. Im Wochenverlauf stehen die Zinsentscheidungen der US-Notenbank wie auch der Europäischen Zentralbank auf der Agenda. Von der Fed wird keine Zinssenkung erwartet, was wohl neuerliche Kommentare von US-Präsident Donald Trump nach sich ziehen dürfte, der die Zinsen lieber niedriger sähe. Die EZB dürfte die Leitzinsen, auch mit Blick auf die schwächelnde Konjunktur im Euroraum, dagegen erneut um 25 Basispunkte senken.
USA
Am Montag gewann der Dow-Jones-Index 0,7 Prozent auf 44.714 Punkte. Investoren schichteten in "sichere Branchen" um, was den Konsumgütern und Gesundheitswerten Zulauf verschaffte. Dies schob den Dow in positives Terrain, hiess es. Der S&P-500 reduzierte sich dagegen um 1,5 Prozent. Für die Nasdaq-Indizes ging es um 3,0 Prozent abwärts. Den 1.570 (Freitag: 1.550) Kursgewinnern an der Nyse standen 1.241 (1.205) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 36 (97) Titel. Unter den Technologiewerten stürzten Nvidia um 16,9 Prozent ab, Microsoft büssten 2,1 Prozent ein und Advanced Micro Devices (AMD) 6,4 Prozent. Der Halbleiter-Sektor im S&P-500 brach um 14 Prozent ein. Die Titel von Vertiv, ein Hersteller von Kühltechnik für Datenzentren, knickten um 29,9 Prozent ein. Sollte sich DeepSeek etablieren, würden wohl sehr viel weniger Datenzentren mit entsprechender Rechenleistung benötigt, hiess es. Bei den Einzelaktien gaben United States Steel um 1,5 Prozent nach. Laut einem Bericht will der aktivistische Investor Ancora den Stahlkonzern zur Aufgabe der Fusionspläne mit Nippon Steel drängen. Gegen den schwachen Markttrend stiegen AT&T um 6,3 Prozent. Der Telekommunikationskonzern hat im vierten Quartal von einem weiteren Anstieg der Kundenzahl profitiert. Die Gesellschaft steigerte den Gewinn deutlich und übertraf die Erwartungen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA prüft einen Antrag des Pharmakonzerns Merck & Co auf eine erweiterte Anwendung seines oralen Krebsmedikaments Welireg bei Patienten mit seltenen Nebennierentumoren vorrangig. Der Kurs stieg um 2,5 Prozent.
Asien
Nach dem von den Schlagzeilen um DeepSeek dominierten Wochenauftakt mit in der Folge teils starken Kursverlusten bei Aktien mit KI-Fantasie geht es am Dienstag an der Börse in Tokio noch etwas weiter nach unten, zumal es nun auch die Reaktion der Wall Street zu verdauen gilt. Dort waren die technologielastigen Nasdaq-Indizes um bis zu 3,1 Prozent eingeknickt. Der Nikkei-225-Index büsst weitere 1,4 Prozent ein auf 38.994 Punkten. An den Plätzen in Schanghai und Südkorea pausiert der Handel wegen der jeweiligen Neujahrsfeierlichkeiten. In Hongkong fand wegen der Feierlichkeiten nur ein verkürzter Handel statt. Der HSI schloss 0,1 Prozent im Plus. Weiter schwer unter Druck stehen in Tokio Aktien aus der Chip- bzw. KI-Branche, nachdem DeepSeek offenbar einen Weg gefunden hat, künstliche Intelligenz viel billiger anzubieten als bislang beispielsweise OpenAI in den USA. Advantest sacken um weitere 11,7 Prozent ab, für Tokyo Electron geht es um 5,3 Prozent abwärts. Softbank Group fallen um weitere 5,7 Prozent zurück.
Obligationen
Am US-Rentenmarkt sank die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen am Montag um 10 Basispunkte auf 4,53%, während die Rendite der 2-jährigen US-Staatsanleihen ebenfalls um 8 Basispunkte auf 4,2% zurückging. Der Rückgang an den Aktienmärkten und die Risikoaversion stützten die Kurse der US-Staatsanleihen, deren Renditen somit unter Druck gerieten.
Analyse
JP Morgan erhöht Givaudan auf Overweight (Neutral)/4.400 (4.200) CHF - Händler
Kursziel Zurich Insurance: HSBC erhöht auf 560 (556) CHF - Hold
Kursziel Barry Callebaut: Julius Bär senkt auf 1100 (1550) CHF - Hold
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