Von Nadine PEREIRA
Veröffentlicht am Mon, 12/09/2024 - 00:00
Wegen eines mutmasslichen Steuerbetrugs in Höhe von 200 Millionen Euro hat die europäische Staatsanwaltschaft laut Nachrichtenagentur Bloomberg in München eine Razzia bei der deutschen Tochter der italienischen Bank Unicredit veranstaltet. Die Europäische Staatsanwaltschaft erklärte, es seien Geschäftsräume einer Bank in München durchsucht worden. Sie hätten Bankgeschäften eines Unternehmers gegolten, der verdächtigt werde, Hunderte von Millionen durch Mehrwertsteuerbetrug erhalten zu haben, so Bloomberg. Ein Sprecher der Unicredit sagte laut Bloomberg, die Untersuchung beziehe sich auf einen historischen Fall, in den ein einzelner Kunde und mehr als eine europäische Bank verwickelt seien. Diese Kundenbeziehung habe man mittlerweile beendet. Die Bank habe den Fall den Behörden gemeldet und arbeite mit ihnen zusammen, indem sie alle notwendigen Informationen zur Verfügung stelle, so der Sprecher.
In der Breite hat sich am Freitag am Schweizer Aktienmarkt wenig getan. Innerhalb des Leitindex SMI gab es nur zwei Titel mit Kursveränderungen über 1 Prozent. An der Spitze standen Richemont mit einem Plus von 3,0 Prozent, ganz am Ende rangierten Holcim mit einem Minus von 1,5 Prozent - trotz einer eigentlich positiven Nachricht. Der SMI büsste 0,1 Prozent auf 11.781 Punkte ein. Bei den 20 SMI-Werten standen sich 10 Kursverlierer und 9 -gewinner gegenüber, unverändert schlossen Swisscom. Umgesetzt wurden 14,98 (Donnerstag: 17,45) Millionen Aktien. Richemont stiegen im Einklang mit anderen Luxuswerten in Europa kräftig. In der zweiten Schweizer Reihe verteuerten sich Swatch um 2,6 Prozent. Marktbeobachter verwiesen auf die zuletzt leicht positiven Konjunktursignale aus der für die Luxusgütergersteller wichtigsten Absatzregion China. Dazu dürfte die Weihnachtssaison den Aktien der Branche vermehrte Aufmerksmakeit beschert haben. Der Baustoffkonzern Holcim hatte derweil mitgeteilt, die 100-prozentige Abspaltung seines Geschäfts in Nordamerika im ersten Halbjahr 2025 abschliessen zu wollen. Holcim hatte zu Beginn des Jahres angekündigt, das Geschäft in New York an die Börse bringen zu wollen.
Europa
Die positive Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten hat sich auch zum Wochenende fortgesetzt. Der US-Arbeitsmarktbericht ist einen Tick über den Erwartungen ausgefallen, setzte jedoch keine nachhaltigen Akzente an den Märkten. Der DAX schloss den Handel 0,1 Prozent höher bei 20.385 Punkten. Bei 20.426 Punkten hat der deutsche Leitindex ein weiteres Allzeithoch markiert. Der Euro-Stoxx-50 gewann 0,5 Prozent auf 4.978 Punkte, gestützt von Aufschlägen an der Pariser Börse, die um 1,3 Prozent zulegte. Europaweit gesucht waren die Aktien der Automobilhersteller. Zur Überraschung einiger Marktteilnehmer setzte sich die Branche mit 1,9 Prozent Plus an die Spitze in Europa. Die Branche sei zuletzt zu stark unter die Räder gekommen, hiess es im Handel: "Man deckt sich hier ein bisschen ein mit der Hoffnung auf eine Konjunkturerholung 2025". Stellantis gewannen 3,2 Prozent, BMW legten um 2,7 Prozent zu. Mit deutlichen Aufschlägen zeigten sich auch die Werte aus dem Luxusgüter-Sektor. Marktbeobachter verwiesen auf die zuletzt leicht positiven Konjunktursignale aus der für die Luxusgüter-Hersteller wichtigsten Absatzregion China. Dazu dürfte die Weihnachtssaison den Aktien der Branche vermehrte Aufmerksamkeit beschert haben. Für die Aktien von Kering ging es um 6,0 Prozent nach oben, LVMH gewannen 3,5 Prozent und Richemont legten um 3,0 Prozent zu. Ansonsten war die Nachrichtenlage dünn. Die Aktien des Versicherers Direct Line setzten ihre Rally fort und sprangen in London um 5,6 Prozent auf 249,20 Pence. Das Unternehmen will nun dem erhöhten Angebot des Kaufinteressenten Aviva (-1,2%) zustimmen. Aviva bietet jetzt 275 nach 250 Pence je Aktie.
USA
Die gute Laune am US-Aktienmarkt hat am Freitag den mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktbericht für November unbeschadet überstanden. Er fiel weitgehend wie erwartet aus, eine negative Überraschung für die Zinssenkungsspekulation blieb damit aus. Am Zinsterminmarkt stieg darauf die Erwartung einer weiteren Zinssenkung durch die US-Notenbank am 18. Dezember deutlich auf 85 Prozent von gut 70 tags zuvor. Aus US-Notenbankerkreisen hatte es zuletzt unter anderem geheissen, zu starke Arbeitsmarktdaten oder zu hohe Inflationsraten in der kommenden Woche, könnten noch zu einem Umdenken bei der Zinsentscheidung führen. Die gestiegene Erwartung sinkender Zinsen sorgte insbesondere bei Aktien aus zinsempfindlichen Branchen für Auftrieb. Dazu gehören auch Technologietitel im Hinblick auf ihre oft hohen Bewertungen. Entsprechend legten die Nasdaq-Indizes mit bis zu 0,9 Prozent am deutlichsten zu. Der S&P-500 kam um 0,2 Prozent voran. Der Dow-Jones-Index gab dagegen um 0,3 Prozent auf 44.643 Punkte nach. Erneut bremste ein starkes Minus bei UnitedHealth den eng gefassten Index. Nach ersten Zählungen gab es an der Nyse 1.196 (Donnerstag: 1.278) Kursgewinner und 1.604 (1.517) -verlierer. Unverändert schlossen 55 (58) Titel. Für den Dow-Wert UnitedHealth ging es wie am Vortag um rund 5 Prozent weiter bergab. Die tödlichen Schüsse am Mittwoch in New York auf Brian Thompson, Chef der Versicherungseinheit von UnitedHealth, vor Beginn einer Investorenveranstaltung, laste auf dem Kurs, sagten Händler. Hintergrund seien Spekulationen, dass das Motiv des Täters in Leistungsablehnungen seitens des Versicherers zu finden sein könnte. Branchenwerte wie Humana (-0,5%), Cigna (-1,5%) und CVS Health (-2,8%) wurden ebenfalls verkauft. Für Hewlett Packard Enterprise ging es um 10,6 Prozent nach oben.
Asien
Die Aktienmärkte in Ostasien und Australien zeigen sich am Montag weitgehend mit nur sehr geringen Veränderungen. In Südkorea geht es allerdings deutlich nach unten vor dem Hintergrund der jüngsten politischen Turbulenzen, der Kospi rutscht um 2,4 Prozent ab. In Tokio rückt der Nikkei-Index 0,1 Prozent vor auf 39.121 Punkte. Dass laut revidierten Daten das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal etwas stärker gewachsen ist als erwartet, sorgt für keinen Impuls. Das BIP stieg auf Jahresbasis um 1,2 Prozent, gegenüber 0,9 Prozent bei der vorläufigen Schätzung.
Obligationen
Am US-Anleihemarkt fielen die Renditen, der Dollar zeigte sich mit den sinkenden Marktzinsen knapp behauptet, der Euro kostete zetzt 1,0561 Dollar. Beim Gold tat sich ebenfalls wenig.
Analyse
UBS senkt Voestalpine-Ziel auf 19 (25) EUR – Neutral
JPM erhöht Ziel Siemens Energy auf 44 (38,70) EUR/Neutral – Händler
JPM senkt Kion-Ziel auf 43 (44) EUR/Overw. – Händler
Erstellt von MBI Martin Brückner Infosource GmbH & Co. KG im Auftrag von Swissquote. Alle Informationen wurden mit journalistischer Sorgfalt erarbeitet. Für Verzögerungen und Irrtümer wird keine Haftung übernommen.