Gründung: 1991
Hauptsitz: Danzig, Polen
Beschäftigte: 43'000
Umsatz 2023: PLN 17,4 MRD. (CHF 3,8 MRD.)
Stock Exchange: LPP
Als Eigentümer der Trendmarke Sinsay sowie weiterer Bekleidungsmarken hat sich dieser Konzern bereits in rund 30 Ländern etabliert. Ein geblümtes Rüschenkleid für 15 Euro, ein Paar schwarze Stiefeletten für 30 Euro oder ein gestreifter Blazer in Marineblau für 18 Euro: Die Schnitte sind einfach, der Stil trendig, aber nicht übertrieben. In Osteuropa erfreut sich die Marke Sinsay eines Bekanntheitsgrads, der mit dem von H&M oder Zara vergleichbar ist. Sie gehört zu LPP, einem 1991 in Gdańsk gegründeten Konzern. Bereits Ende der 1990er-Jahre begann LPP damit, eigene Marken wie Reserved und Cropp zu entwickeln und Geschäfte unter diesen Labels zu eröffnen. 2008 konnte der Konzern durch die Übernahme eines Wettbewerbers House und Mohito in sein Portfolio aufnehmen. Sinsay ergänzte das Angebot 2013.
Heute betreibt der Bekleidungskonzern 2’275 Geschäfte in 27 Ländern und besitzt Online-shops, über die er seine Produkte in rund 40 Märkten verkauft. Im Ende Januar abgeschlossenen Geschäftsjahr verzeichnete LPP ein Wachstum von 9,3 Prozent und erzielte einen Umsatz von 17,4 Mrd. Zloty (3,8 Mrd. Franken). "Der Grossteil dieses Wachstums stammt von der Marke Sinsay, die sich mit preisgünstigen Produkten an ein junges Publikum richtet", erklärt Janusz Pieta, Analyst bei mBank. Inspiriert vom Modell der Fast-Fashion-Pioniere wie Zara "beobachtet Sinsay die Markttrends, um sie schnell in erschwingliche Produkte umzusetzen", ergänzt Sylwia Jaskiewicz, Analystin bei DM BOŚ.
Der Konzern plant, die Zahl seiner Geschäfte in den nächsten Jahren im Rahmen einer "aggressiven Expansionsstrategie" erheblich zu erhöhen, so Janusz Pieta. Bis 2026 will LPP 4’755 Läden betreiben, darunter 3’248 Sinsay-Filialen. Um diese Ziele zu erreichen, muss LPP jedoch ein grosses Hindernis überwinden: Anfang 2024 veröffentlichte die amerikanische Gruppe Hindenburg Research einen Bericht, in dem sie dem Konzern vorwarf, weiterhin heimlich in Russland zu operieren, obwohl man zu Beginn des Ukrainekriegs den Rückzug aus diesem Land angekündigt hatte.
Im Juni 2022 hatte LPP erklärt, dass der Konzern sein Russland-Geschäft – das ein Viertel seines Umsatzes ausmachte – für 382 Mio. Dollar an das in Dubai ansässige Unternehmen Far East Services verkauft hätte, das als chinesisches Konsortium dargestellt wurde. Hindenburg zufolge handelte es sich bei dieser Einheit jedoch nur um eine leere Hülle, die am Tag vor der Ankündigung gegründet worden war. Ausserdem würden die ehemaligen LPP-Geschäfte in Moskau und St. Petersburg weiterhin die Produkte des Konzerns verkaufen, die über Kasachstan angeliefert würden, so der Bericht.
Die Veröffentlichung des Berichts bewirkte einen Kursabfall der LPP-Aktie um 36 Prozent. "Diese Situation führte zu einem Verlust der Glaubwürdigkeit bei den Anlegern", stellt Sylwia Jaskiewicz fest. Um sein Image wiederherzustellen, konzentriert sich das polnische Unternehmen nun auf andere Märkte, insbesondere in Mittel- und Südeuropa, allen voran Rumänien, Griechenland und Italien. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt Sylwia Jaskiewicz bei ihrer Kaufempfehlung, da sie die Fundamentaldaten des Unternehmens weiterhin für solide hält. Sie hebt auch die erheblichen Einsparungen im Onlinehandelssegment hervor.