27.06.2024
Revolution im Kampf gegen Krebs
Is cancer’s defeat near?

Aufgrund der steigenden Patientenzahl und dank neuer Behandlungsstrategien dürfte sich der weltweite Markt für Krebstherapien bis 2032 mehr als verdoppeln – auf annähernd 400 Mrd. Dollar.

Bertrand Beauté

Wenn man nach einem Begriff sucht, der die Revolution in der Onkologie verkörpert, dann wäre es vielleicht dieser: Keytruda. Das Krebsmedikament, entwickelt vom US-Pharmakonzern Merck, ist ein Beispiel für die beiden aktuell grössten Trends in der Branche, nämlich disruptive Innovationen und starkes Umsatzwachstum. Keytruda war bei seiner Einführung 2014 ein bahnbrechendes immunonkologisches Arzneimittel im Kampf gegen Krebs. Es soll die Fähigkeit des angegriffenen Immunsystems, Krebszellen zu zerstören, wiederherstellen.

"Das Aufkommen der Immuntherapie war eine Revolution", sagt Professor Olivier Michielin, Leiter der Abteilungen für Präzisionsonkologie sowie für Onkologie der Genfer Universitätsspitäler (HUG). "Sie funktioniert zwar nicht bei allen Krebsarten und allen Patienten, aber dank der Immuntherapie können heute bestimmte Krebsarten, die bisher gleichbedeutend mit einem baldigen Tod waren, behandelt werden."

Das Ergebnis: Keytruda avancierte in weniger als zehn Jahren zum meistverkauften Arzneimittel der Welt. 25 Mrd. Dollar betrug der Umsatz dieses Krebsmittels 2023. Dieses Jahr wird er noch viel höher ausfallen. In den ersten vier Monaten des Jahres 2024 hat Keytruda bereits 6.9 Mrd. Dollar eingebracht, was einem Umsatzanstieg im Vergleich zu 2023 von 20 Prozent entspricht. Die Analysten gehen davon aus, dass der Jahresumsatz bis 2026 die 30-Mrd.-Dollar-Marke überschreiten wird, bevor das Patent 2028 erlischt. Von da an dürften Biosimilars auf den Markt kommen.

"Die Immuntherapie ist ein sehr grosser Erfolg, medizinisch wie wirtschaftlich. Sie wurde vor 15 Jahren eingeführt und ist mittlerweile Standard für die Behandlung mehrerer Krebsarten. Und sie wird sich weiterentwickeln", prophezeit Vincent Meunier, Spezialist für die Pharmabranche und Managing Director der Geschäftsbank Bryan, Garnier & Co. Die Immuntherapie ist nicht der einzige Erfolg in der Onkologie. Denn wie die Immuntherapie im Allgemeinen und Keytruda im Besonderen wecken auch andere Innovationen in der Krebsbehandlung grosse Hoffnungen bei den Patienten.

Und alle diese Innovationen dürften in den nächsten Jahren ein starkes Umsatzwachstum generieren. Die Firma Precedence Research geht davon aus, dass sich der weltweite Markt für Krebstherapien 2032 auf 393,61 Mrd. Dollar belaufen wird, gegenüber 164 Mrd. 2022. Das entspräche einem jährlichen Wachstum von 9,2 Prozent innerhalb dieser zehn Jahre. "Für Anleger ist die Onkologie ein sehr interessanter Bereich, weil wir zahlreiche Innovationen erwarten", sagt David Kägi, Portfoliomanager bei Robeco.

Vincent Meunier teilt diese Ansicht: "Die mit Krebstherapien erzielten Umsätze werden in den
nächsten Jahren weiterhin stark ansteigen. Im Gegensatz zu anderen, reiferen medizinischen Disziplinen wie der Kardiologie – wo die meisten Medikamente als Generika existieren – zeichnet
sich die Onkologie durch eine sehr fruchtbare Forschung und Entwicklung aus, sodass regelmässig innovative Therapien auf den Markt kommen." Es gibt zahlreiche Beispiele wie
mRNA-Impfstoffe, zielgerichtete Therapien, biospezifische Arzneimittel und Zelltherapien. Sie alle stellen neue Behandlungsmethoden oder vielversprechende Ansätze dar, um den Krebs zu besiegen, ganz zu schweigen von den Screening-Tests, die sich ebenfalls im Umbruch befinden.

Diese rege Aktivität zeigt sich auch darin, dass immer mehr Übernahmen zu astronomischen Summen getätigt werden. So hat der amerikanische Pharmariese Pfizer im März 2023 für 43 Mrd. Dollar das auf Krebstherapien spezialisierte Biotech-Unternehmen Seagen aufgekauft. Einige Monate später, im November 2023, zahlte die ebenfalls in den USA ansässige Firma Abbvie zehn Mrd. Dollar, um ImmunoGen, eine weitere in dem Bereich tätige Biotech-Firma, zu erwerben.

Der Basler Konzern Novartis baute dieses Jahr sein onkologisches Portfolio bereits durch zwei Übernahmen aus: den Kauf des deutschen Unternehmens MorphoSys für 2,5 Mrd. Franken im Februar sowie der amerikanischen Firma Mariana Oncology für eine Mrd. Dollar im Mai.

Ist also die Zeit für private Anleger gekommen, auf innovative Firmen im Bereich Onkologie zu
setzen? "Es ist schwierig, eine allgemeingültige Antwort für  den gesamten Sektor zu geben", antwortet Vincent Meunier. "Es ist entscheidend, innovative Projekte zu identifizieren, die einen
signifikanten medizinischen Nutzen bringen, und gleichzeitig zu versuchen, das mit klinischen Studien verbundene binäre Risiko zu begrenzen." Rose Nguyen, Investmentmanagerin Health Innovation Strategy bei Baillie Gifford, teilt diese Ansicht: "Um Risiken zu minimieren, investieren wir bevorzugt in Unternehmen mit Plattformen, die man für die Entwicklung von Therapien gleich gegen mehrere Krebsarten oder mehrere Erkrankungen verwenden kann."

"Der Einsatz von mRNA-Impfstoffen gegen Krebs ist ein faszinierender neuer Ansatz"

Rose Nguyen, Investmentmanagerin Health Innovation Strategy bei Baillie Gifford

Das US-Unternehmen Moderna, das während der Pandemie berühmt wurde, ist ein Paradebeispiel. Wie CEO Stéphane Bancel gegenüber "Swissquote Magazine" im Dezember 2022 erklärte, versteht sich Moderna nicht als ein auf Covid-19 fokussiertes Unternehmen, sondern als "Technologieplattform". Und diese Plattform stellt zwar Impfstoffe gegen Covid-19 her, entwickelt aber darüber hinaus auch Impfstoffe gegen Grippe, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) oder gegen – Krebs. "Der Einsatz vom mRNA-Impfstoffen gegen Krebs ist ein faszinierender neuer Ansatz", erklärt Rose Nguyen. "Derzeit sind wir in der Phase der klinischen Studien. Die ersten Ergebnisse sind sehr vielversprechend, vor allem mit Blick auf eine Minderung des Rückfallrisikos. Die mRNA-Impfstoffe gegen Krebs könnten 2025 auf den Markt kommen."

"Man kann vernünftigerweise davon ausgehen, dass mehrere Krebsarten eines Tages zu chronischen Krankheiten werden"

Vincent Meunier, Spezialist für die Phramabranche bei Bryan, Garnier & Co

Damit hätten die Onkologen eine weitere, neue Waffe gegen den Krebs in der Hand. "Wir verfügen heute über ein immenses therapeutisches Arsenal gegen den Krebs, das sich in den kommenden Jahren noch vergrössern wird", freut sich Professor Olivier Michielin von den HUG. Das sei ein "totaler Paradigmenwechsel" – und eine sehr gute Nachricht für Patienten: "Lange Zeit war die Diagnose Krebs gleichbedeutend mit einem relativ schnellen Tod", erinnert Vincent Meunier. "Heute ist das kein unabänderliches Schicksal mehr. Man kann vernünftigerweise davon ausgehen, dass mehrere Krebsarten eines Tages zu chronischen Krankheiten werden."

Die Zahlen stützen diese Hoffnung. Laut Bundesamt für Statistik (BFS) sind die krebsbedingten Sterblichkeitsraten in der Schweiz von 1988 bis 2017 bei Frauen um 28 Prozent und bei Männern um 39 Prozent zurückgegangen. Das bedeutet, dass das Risiko, an Krebs zu sterben, bei Frauen heute um ein Drittel geringer ist als bei ihren Altersgenossinnen vor 30 Jahren.

Aber es bleibt noch viel zu tun, bis alle Krebsarten besiegt sind. "Wir verstehen heute noch nicht gut, warum bestimmte Behandlungen bei manchen Patienten oder Krebsarten wirksam sind und bei anderen nicht", fährt Professor Michielin fort. Zwar sind in der Schweiz mehr als 68 Prozent der Patienten fünf Jahre nach der Diagnose einer Krebserkrankung noch am Leben. Doch hinter dieser Gesamtquote verbergen sich grosse Unterschiede. Während in der Schweiz 95 Prozent der Melanompatienten fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben sind, beträgt dieser Anteil bei Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs beispielsweise nur 14 Prozent.

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